Wir sind Talentschule

Mit dem Schulversuch Talentschulen werden ausgewählte Schulen von der Landesregierung dabei unterstützt, ihre Aufgabe noch besser wahrzunehmen.

An den Talentschulen soll exemplarisch erprobt werden, wie die Entkoppelung von sozialer Herkunft und Bildungserfolg an Schulstandorten mit besonderen Herausforderungen gelingen kann. Die am Schulversuch teilnehmenden Schulen sollen ein besonderes fachliches Förderprofil auf- oder ausbauen. Seit dem Jahr 2019 ist auch unsere Schule "Talentschule" und kann so durch die Bereitstellung zusätzlicher Ressourcen für noch mehr Bildungsgerechtigkeit sorgen.


Letter of Intent

Unsere Bewerbung um die Teilnahme am Schulversuch "Talentschulen"

Als Schule mit einer vielfältig zusammengesetzten Schülerschaft und aufgrund der Herausforderungen des komplexen Bildungs-, Sozialisations- und Inklusionsauftrags unserer Schulform, ist es uns daran gelegen, frühzeitig Entwicklungen anzustoßen, die wir als Grundlagen für eine nachhaltige Schulentwicklung für unabdingbar halten.

So wurde eine Steuergruppe ins Leben gerufen, die inzwischen durch Qualifizierungsmaßnahmen und die Begleitung durch Schulentwicklungsberater kompetent und vom Kollegium akzeptiert Schulentwicklungsmaßnahmen in die nötigen Bahnen lenkt und für ihre Umsetzung sorgt, die in Arbeitskreisen und Projektgruppen realisiert wird. Zusammen mit der Schulleitung werden Entwicklungsvorschläge, die aus der Schulgemeinde kommen, geprüft, priorisiert und zur weiteren Verfolgung den Gremien vorgeschlagen. Als hilfreich dabei zeigt sich eine Matrix von Arbeitsfeldern, die auf der Grundlage von Hinweisen des Kollegiums entwickelt wurde. Als Leitlinien für Entscheidungen bezüglich der Schulentwicklung dienen ein neu entwickeltes Leitbild und ein darauf ausgerichtetes Schulkonzept.

Fester Bestandteil unserer Entwicklungsarbeit sind ebenfalls Kooperationspartner und die Arbeit in Netzwerken. So haben wir in den letzten Jahren sehr viel Unterstützung und Kenntnisgewinn durch die Teilnahme an den Netzwerken „Potenziale entdecken – Schulen stärken“ und „Lernen und Leben im Ganztag“ erfahren.

Schwerpunkte der bisherigen Arbeit und der Intentionen der näheren und mittleren Zukunft

Soziales Lernen an der Willy-Brandt-Gesamtschule

Im Jahr 2013 haben wir das Lions Quest Siegel zum ersten Mal verliehen bekommen. Seitdem haben wir unsere Arbeit stetig weitergeführt und entwickelt. Die Rezertifizierung im Jahre 2017 bestätigte uns in unserem Engagement.

Unser Schwerpunkt liegt dabei bisher in der Anwendung des Unterrichtsprogramms Lions Quest „Erwachsen Werden“ innerhalb unserer auf der Stundentafel fest verankerten Stunde für das Fach Soziales Lernen.

In der Zeit nach Verleihung des Siegels haben wir ein spezifisches Curriculum für das Fach entwickelt, welches die einzelnen Themen bzw. Inhalte der Stunden klar vorgibt. Von Seiten unseres Kollegiums werden die Vorgaben als Hilfestellung für ihre eigene Arbeit im Sozialen Lernen empfunden. Fünfzig von ihnen haben inzwischen das Einführungsseminar besucht, achtunddreißig das Aufbauseminar.

Wir haben die Arbeit mit dem Programm in den letzten Jahren kontinuierlich evaluiert. So stellte sich in Befragungen heraus, dass die Mehrheit unserer Schülerinnen und Schüler im Jahrgang 7 das Fach Soziales Lernen mag und es auch weiterhin als Unterrichtfach behalten möchte. Somit fühlen wir uns in der Einführung des weiterführenden Programms „Erwachsen Handeln“ und der Einrichtung einer weiteren Fachstunde für die Jahrgänge 9 und 10 bestätigt.

Für die kommenden Jahre ist geplant, die Evaluation im Bereich der Lehrkräfte und ihrer Arbeit mit dem Programm auszudehnen. Desweiteren wollen wir auch die Arbeit mit dem Programm „Erwachsen Handeln“ auswerten, um die Qualität des Unterrichts stetig zu verbessern und unter Umständen entsprechend nachzusteuern.

Weiterhin fest verankert in der Sozialentwicklung der Schülerinnen und Schüler sind die Streitschlichterausbildung, Teilnahme am Programm SoR-SmC,    Kennenlerntage im 5. Jahrgang, eine mehrtägige Fahrt nach Nordwalde in Jg. 8 mit genderspezifischen Themen, eine Sozialisationsfahrt in der EF und der Trainingsraum, den wir konzeptionell zu einem Cool-Down-Raum weiterentwickeln und verlässlich dauerhaft über den gesamten Schultag anbieten möchten. Parallel dazu ist die sogenannte 0-ten Stunde kurz vor der Einführungsphase.

Wie die Darstellung zeigt, werden bereits viele Schritte unternommen. Sie zu koordinieren, und evaluationsbasiert weiter zu entwickeln, ist unser globales Ziel für die nächsten Jahre.

Sprachliche Förderung

Als Bestandteil einer allgemeinen Integration und erfolgreichen Berufsorientierung bieten wir sprachliche Förderprogramme an. Dabei stehen sowohl die Förderung der Mehrsprachigkeit, als auch die Kompetenzerweiterung im Bereich der deutschen Alltags- und Fachsprache im Vordergrund. Für die meisten unserer Schüler sind die sprachlichen Defizite im alltagssprachlichen Bereich bei der Kommunikation kaum hinderlich. Erst beim Gebrauch der schulisch adäquaten Unterrichts- und Bildungssprache – insbesondere im Bereich der Schriftsprache entstehen konkrete Förderbedarfe. Ziel unserer Sprachförderung, die in verschiedenen Kontexten organisiert ist, ist es daher, die Kompetenzen der Schüler sowohl im Bereich der Unterrichtssprache (Wortschatz, Lese- und Hörverstehen, Grammatik, Satzbau) als auch im Bereich der Fach- und Schriftsprache (Vokabular, Rechtschreibung, Grammatik, Satzbau / Textstruktur) zu fördern. Für neu zugewanderte Schüler und Schülerinnen ohne deutsche Sprachkenntnisse werden im Rahmen des Go-In-Projektes zusätzliche Deutsch-Unterrichtsstunden angeboten.

Geplant ist zur Ergänzung und Erweiterung des bisherigen Angebots eine Förderung im Fach Naturwissenschaften (ab Jg.5) im Rahmen des Sprachsensiblen Fachunterrichtes. Hier ist eine Vernetzung  der Sprachförderung mit dem Schwerpunkt MINT vorgesehen. Elemente des sprachsensiblen Unterrichts in allen Fächern sollen darüber hinaus verstärkt in die Unterrichtsplanungen und schulinternen Curricula eingearbeitet werden. Eine Optimierung der Diagnose sprachlicher Leistungen ist ebenfalls angedacht. Zur Sicherstellung der Umsetzung hat sich eine Arbeitsgruppe formiert, deren Leistung mit zusätzlichen Ressourcen optimiert werden könnte.

Berufliche Orientierung

Berufliche Orientierung wird bei uns als Aufgabe aller Lehrerinnen und Lehrer sowie aller Unterrichtsfächer, beginnend in Jahrgang 5 verstanden.

Neben den im Rahmen des Landesvorhabens „Kein Abschluss ohne Anschluss“ (KAoA) verpflichtenden Standardelementen der Beruflichen Orientierung macht unsere Schule auch ein Angebot an Bedarfs- und Zielgruppenspezifischen Bildungs- und Informationsangeboten.

Die explizite Berufliche Orientierung beginnt in Jahrgang 7 mit dem Berufsorientierungstraining des Technikzentrums Minden-Lübbecke e.V und dem Projekt „Komm‘ auf Tour“ (BzgA) für alle Schülerinnen und Schüler. Die verpflichtenden Standardelemente werden im weiteren Verlauf der Sekundarstufe I durch ein Bewerbungstraining, einen Besuch bei der DASA in Dortmund und dem Berufsinformationszentrum in Jahrgang 9, den Besuch der Auszubildendenbotschafter (Träger: Stiftung Weiterbildung des Kreises Unna) und ein freiwilliges Schülerbetriebspraktikum in Jahrgang 10 umgesetzt bzw. ergänzt. Zudem wird Schülerinnen und Schülern ohne Aussicht auf einen Hauptschulabschluss in Jahrgang 9 das „Langzeitpraktikum“ angeboten.

Hilfreiche Unterstützung bei der Beruflichen Orientierung erhalten wir von verschiedenen Kooperationspartnern, wie Bayer HealthCare, der Bundesagentur für Arbeit Hamm, dem Migrationsdienst der Arbeiterwohlfahrt, der KAUSA-Servicestelle (für Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund), der Werkstatt im Kreis Unna, der AOK und einigen Betrieben vor Ort.

Wir möchten den Bereich der beruflichen Orientierung künftig festigen und ausbauen durch die Gewinnung weiterer Partner außerhalb der Schule, die Vernetzung der Einzelelemente der Berufsorientierung hin zu einem Berufsorientierungscurriculum und Integration der einzelnen Elemente in die Fachcurricula zur Sicherstellung einer durchgängigen, stringenten Ausbildung der beruflichen Orientierung unserer  SchülerInnen. Das bestehende Langzeitpraktikum in Jg. 9 möchten wir auf den Jahrgang 10 ausweiten, was stellenintensiv ist und daher von zusätzlichen Ressourcen profitieren würde.

Der MINT-Bereich

Bergkamen ist eine ca. 50.000 Einwohner zählende, vom Bergbau geprägte Stadt am Ostrand des Ruhrgebietes. Sie befindet sich noch immer in einem Strukturwandel, hat jedoch im Bereich der Ansiedlung (bio-)chemischer Unternehmen große Anstrengungen unternommen. Heutzutage befinden sich auf dem von der Stadt Bergkamen als „BioChemArea“ bezeichneten 80ha großen Areal diverse weltweit tätige Konzerne aus dem Bereich der Chemieindustrie. Das bekannteste und gleichzeitig größte Unternehmen ist die in Bergkamen produzierende „Bayer AG“. Die chemische Industrie ist also als ein wesentlicher Arbeitgeber und Ausbilder und somit als Perspektivengeber für die jungen Menschen im Raum Bergkamen von enormer Bedeutung.

Das ist der Grund dafür, dass unsere Schule in ihrer mittlerweile dreißigjährigen Geschichte insbesondere im MINT-Bereich ein ausgeprägtes Profil aufgebaut hat. Im  Jahr 2014 wurde uns aufgrund unserer überdurchschnittlichen Leistungen im Bereich der MINT-Bildung das Gütesiegel „MINT-Schule NRW“ verliehen. Im Jahr 2017 erfolgte die Rezertifizierung. Wir sehen diese erneute Auszeichnung als „MINT-Schule“ einerseits als Beleg für die erfolgreiche Umsetzung eines qualitativ hochwertigen, schülerorientierten, naturwissenschaftlichen Unterrichts. Andererseits sehen wir das MINT-Gütesiegel als Ansporn, unser Schulprofil in den MINT-Fächern und somit auch im Fachbereich Chemie weiter auszubauen und zu schärfen.   

Unser MINT-Profil zeichnet sich durch eine Vielzahl nachhaltig im Schulleben verankerter Angebote und Projekte aus, die allesamt darauf abzielen unsere Schülerinnen und Schülern, die zu einem großen Teil aus bildungsfernen Milieus stammen, für MINT-Fächer zu begeistern und durch die Vermittlung fachbezogener naturwissenschaftlich-mathematischer Kompetenzen den Aufbau der sog. scientific literacy zu unterstützen. So sollen unsere Schülerinnen und Schüler gezielt auf die Anforderungen des Arbeitsmarktes vorbereitet werden.

In den naturwissenschaftlichen Fächern wird bei uns viel Wert auf praxis- und handlungsorientierten Unterricht gelegt. Die Methode des Experiments steht dabei im Vordergrund. Wir bieten den Schülerinnen und Schülern ein breites Spektrum an Hilfsmitteln, um eigene Erfahrungen zu sammeln und Fachwissen zu vertiefen. Dazu gehören beispielsweise eine Solarrennbahn, mehrere Low-Cost Gaschromatographen, Messinstrumente zur Messung von Umweltfaktoren, Lego-Mindstorms Roboter, ein UV-VIS-Fotospektrometer, ein 3D-Drucker, iPad-kompatible Messsensoren in Klassensatzstärke, uvm.). Auch bieten wir den Lernenden zahlreiche Arbeitsgemeinschaften, wie zum Beispiel die AG „Kleine Forscher“, die „Robotik AG“, die AG „Sound und Bühnentechnik“, die AG „Fantastische Energien“, die AG „Bildbearbeitung“, die AG „Digitale Schülerzeitung Brand(t)melder“, oder die AG „Sprachförderung durch Naturwissenschaften“, in denen die Schüler ihren individuellen Neigungen im MINT-Bereich nachgehen können.

Als besonderes Beispiel für fächerübergreifendes Lernen sollen hier unsere Umweltprojekte erwähnt werden, die eine enge Vernetzung der Naturwissenschaften Chemie, Biologie, Technik und Mathematik darstellen (Gewässeruntersuchung mit biologischen und chemischen Fachmethoden, Höhenberechnungen von Bäumen, etc.). Im Rahmen der Umweltprojekte unterstützen die Oberstufenschüler die Schüler der jüngeren Jahrgänge bei der Durchführung und Auswertung der Projektstationen. Es erfolgt somit auch eine curricular festgelegte jahrgangsübergreifende Vernetzung der MINT-Fächer.

Durch das Engagement eines eigens eingerichteten MINT-Arbeitskreises konnten in den vergangenen Jahren attraktive Projekte im Bereich der MINT-Bildung initialisiert, evaluiert und verstetigt werden, z.B. der Kräutergarten, der von der Bayer Science and Education Foundation finanziell unterstützt wurde und Angebote in sämtlichen Jahrgängen ermöglicht, die im Jahr 2018/19 eingerichtete „Forscherklasse“ und die AG „Kleine Forscher“, die für die naturwissenschaftliche Bildung von interessierten Grundschülern entwickelt wurde und gleichzeitig Patenschülern aus dem Jahrgang 10, die bei der Betreuung der AG-TeilnehmerInnen mitwirken, Möglichkeiten zum sozialen Engagement bietet.

Auch in Zukunft wollen wir unser MINT-Profil weiter schärfen, um die Schülerinnen und Schülern dabei zu unterstützen ihre Potenziale optimal zu nutzen. Dabei helfen wird der Arbeitskreis MINT, der aktuell aus sechs Lehrkräften aller MINT-Fächer (Chemie/Biologie/Technik/Mathematik/Physik/Informatik) besteht. Der Arbeitskreis tagt regelmäßig und koordiniert so die Tätigkeiten und Schwerpunktsetzung im MINT-Bereich der Schule. Unterstellt ist der Arbeitskreis der Steuergruppe, die nach Schnittmengen und Synergieeffekten mit weiteren schulischen Arbeitskreisen (z.B. Berufsorientierung, Gesunde Schule, Schüleraustausch, etc.) Ausschau hält.

In den nächsten Jahren werden im Bereich der MINT-spezifischen Schulentwicklung schwerpunktmäßig folgende Vorhaben vorangetrieben: Der bereits beschriebene Kräutergarten wird im laufenden Schuljahr mit der Unterstützung der Kooperationspartner Bayer und Lanxess eine Erweiterung erfahren. Daneben sollen die Sprachförderung weiterentwickelt und Förder- und Forderangebote ausgebaut werden. Aufgrund der äußerst heterogenen Schülerschaft spielen die Konzepte des Förderns und Forderns an unserer Schule seit jeher eine große Rolle. Unser Ziel besteht darin hier noch breiter aufgestellt zu sein. Die Teilnahme an Experimentierwettbewerben wie beispielsweise „Jugend forscht!“ oder „Jugend testet!“ soll insbesondere unseren leistungsstärkeren Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit geben ihre Potenziale im MINT-Bereich noch besser zu entfalten. Hierbei spielt auch die Profilklasse „Forscherklasse“ eine große Rolle, die für die Lernenden Freiräume bereithält, um eigene Ideen umzusetzen und projektartig zu arbeiten. 

Fazit

Die von uns initiierten Entwicklungen, die teils abgeschlossen, zum Teil in der Umsetzungsphase, zum Teil auch erst angestoßen sind, möchten wir – wie dargestellt – zukünftig ausbauen, festigen und schulintern vernetzen. Strukturen und Kompetenzen als Voraussetzung dafür haben wir aufgebaut. In der Umsetzung liegen in einigen Arbeitsfeldern noch weite Strecken vor uns. Zusätzliche Ressourcen wären deshalb für die jetzt anstehenden Prozesse sehr hilfreich. Daher bewerben wir uns um die Teilnahme an dem Schulversuch Talentschule“.

Bergkamen, den 30.11.2018

Dirk Rentmeister
Stellvertr. Schulleiter

Paul Seck
Didaktischer Leiter